Die T-Welle ist Spiegelbild der Phase 3 des Aktionspotenzials (terminale Repolarisation). Aufgrund einer vergleichsweise längeren Aktionspotenzialdauer endokardialer Zellen beginnt sie epikardial. Die Polarität der T-Welle ist daher in normalerweise in Ableitungen mit einem hohen R positiv. Störungen der Repolarisation, die zu charakteristischen Veränderungen der T-Welle führen, spielen eine wichtige Rolle bei der Arrhythmogenese. Ein besonderes Charakteristikum von T-Wellen-Veränderungen ist, das sie nicht selten nur flüchtig (d. h. vorübergehend) auftreten!
T-Wellen-Veränderungen sind ein wichtiger Aspekt der Elektrokardiographie. Sie können mit oder ohne Veränderungen der ST-Strecke auftreten. Eine sorgfältige Inspektion aller Ableitungen des 12-Kanal-EKGs im Hinblick auf solche Veränderungen ist erforderlich.
Folgende Befunde kennzeichnen normale T-Wellen:
Die T-Welle kann in den Ableitungen III und aVF negativ sein, ohne das dies krankhafte Bedeutung haben muss. Bei jungen Erwachsenen kann die T-Welle auch in V2 (gelegentlich auch in V3) negativ sein (juveniles EKG). Eine Abklärung bezüglich spezieller Pathologien (Rechtsherzbelastung, arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie) ist in diesen Fällen notwendig.
Es können primäre von sekundären T-Wellen-Veränderungen unterschieden werden:
Bei niedriger Amplitude der T-Welle ist die Lokalisation des Endes der T-Welle erschwert. Dies beeinträchtigt die Bestimmung der Dauer des QT-Intervalls. Auch automatische Messungen (vom Gerät) sind in dieser Situation nicht selten fehlerhaft und müssen durch manuelles Nachmessen kontrolliert werden. Erschwerte Bedingungen für Messungen ergeben sich auch bei einem biphasischen Verlauf der T-Welle und dem Vorhandensein von U-Wellen (siehe nachfolgende Abbildung).
Konstruktion einer Tangente zur Bestimmung des Endes der T-Welle. Wenn sich das Ende der T-Welle und der Beginn einer U-Welle überlagern, kann eine Tangente parallel zum absteigenden Schenkel der T-Welle helfen, dessen Ende zu bestimmen. Es wird angenommen, dass sich das "Ende" der T-Welle dort befindet, wo die Tangente die Nulllinie schneidet (dicker Pfeil). Ohne diese Hilfskonstruktion (dünner Pfeil) würde das QT-Intervall fälschlicherweise zu lang ausfallen. Bei Messung in Ableitung II sind solche Tangentenkonstruktionen in der Regel nicht notwendig. Die Brustwandableitungen, in denen sich solche Überlagerungsphänomene bevorzugt finden, sollten nicht primär zur Bestimmung der QT-Intervall-Dauer herangezogen werden.
Die differenzialdiagnostische Abgrenzung der Ursachen von T-Wellenveränderungen erfolgt anhand der Amplitude, der Morphologie und der Polarität der T-Welle. Berücksichtigt muss zudem der ST-Streckenverlauf sowie die Dauert des QT/QTc-Intervalls.
Überhöhte spitzpositive und gleichschenklige T-Welle: erhöhter Vagotonus, Erstickungs-T bei akutem Infarkt, Hyperkaliämie.
Gekerbte bis doppelgipflige T-Welle: normal bei Kindern und jungen Erwachsenen, Hypokaliämie, QT/QTc-verlängernde Medikamente, Langes QT-Syndrom - Typ 2.
Abflachung der T-Welle: erhöhter Symapthikotonus, Hypertrophie, Hypokailiämie, Mitralklappenprolaps, Hyperventilation.
Präterminal negative T-Welle (die Winkelhalbierende (blauer Pfeil) zeigt in Richtung R-Zacke): ventrikuläre Hypertrophie, Schenkelblockierungen.
Gleichschenklige, terminal negative T-Welle (die Winkelhalbierende (blauer Pfeil) steht senkrecht): Myokardischämie und -infarkt, apikale hypertrophe Kardiomyopathie.
Biphasische T-Welle (plus/minus): Oft in den mittleren präkordialen Ableitungen, wenn auch die linkspräkordialen Ableitungen abnorm sind; der negative Anteil kann einer negativen U-Welle entsprechen.
Biphasische T-Welle (minus/plus) bzw. mit negativer T-Welle: der zweite positive Anteil entspricht meistens einer U-Welle, in diesen Fällen ist die eigentliche T-Welle negativ); bei sekundären Erregungsrückbildungsstörung (z. B. Schenkelblockierungen).
Negative T/U-Verschmelzungswelle mit QT/QTc-Verlängerung (engl. giant T/U-wave): Vorderwandinfarkt, Lungenödem, Takotsubo-Kardiomyopathie, QT/QTc-verlängernde Medikamente.
Literatur