Hypertrophie-Diagnostik mittels EKG

Unter Hypertrophie eines Gewebes wird eine Organvergrößerung und Massenzunahme durch Zunahme der Zellgröße verstanden. Im Unterschied zur Hyperplasie bleibt die Zellzahl gleich. Die häufigste Ursache für eine myokardiale Hypertrophie sind eine chronische Druckbelastung (z. B. bei arterieller Hypertonie) und eine Volumenbelastung (z. B. bei Herzklappeninsuffizienzen). Die normale Wanddicke des rechten Ventrikels beträgt 3 – 5 mm, die des linken Ventrikels 8 - 12 mm. Bei mit einer Hypertrophie einhergehenden Erkrankungen werden diese Normalwerte deutlich überschritten. Die Hypertrophie stellt einen kompensatorischen Mechanismus dar. Die resultierende Wanddickenzunahme gleicht den erhöhten Ventrikelinnendruck aus (Gesetz von Laplace).

 

In fortgeschrittenen Stadien geht die ventrikuläre Hypertrophie mit einer Dilatation einher. Bei einer Hypertrophie kommt es aber nicht nur zu einer Veränderung der Organmasse durch Zellhypertrophie, sondern auch zu einer zunehmenden Gewebefibrosierung, die u. a. eine Verlangsamung der Erregungsausbreitung zur Folge hat. 

Zu den elektrokardiographischen Zeichen einer rechtsventrikulären und linksventrikulären Hypertrophie gehören:

  • eine Zunahme der QRS-Amplitude und -dauer,
  • eine Änderung der QRS-Achse,
  • Veränderungen der ST-Strecke und der T-Welle sowie
  • Abnormitäten der P-Welle.

Diagnostischer Stellenwert des EKGs bei der Hypertrophie-Diagnostik

Mit der Einführung bildgebender Verfahren (Echokardiographie, Computer-Tomographie, Magnet-Resonanz-Tomographie) hat die klinische Bedeutung der elektrokardiographischen Hypertrophie-Diagnostik zwar abgenommen, sie ist aber aufgrund der einfachen Verfügbarkeit des EKGs und leichten Anwendbarkeit der Parameter weiterhin in vielen Fälle sehr nützlich. Sie wird sehr häufig im Rahmen klinischer und epidemiologischer Studien eingesetzt.

Weiterführende Literatur