ST-Strecke

Während der frühen ST-Strecke ist die Kammer vollständig erregt. Das ST-Segment entspricht auf zellulärer Ebene der Phase 2 (Plateauphase) des Aktionspotenzials. Abweichungen der ST-Strecke nach unten (unterhalb der isoelektrischen Linie) werden als ST-Streckensenkung, Abweichungen nach oben als ST-Streckenhebung bezeichnet

ST-Streckenveränderungen, die unabhängig von Veränderungen der Erregungsausbreitung (der Depolarisation) auftreten, werden als primäre ST-Streckenveränderungen bezeichnet. Tritt die ST-Streckenveränderung  infolge eines veränderten Depolarisation auf, wird von sekundären ST-Streckenveränderungen gesprochen. 

EKG

Die ST-Strecke beginnt mit dem Ende der S-Zacke bzw. wenn diese fehlt, dort, wo der absteigende Schenkel der R-Zacke endet (J-Punkt). Nach einem mehr oder weniger kurzen isoelektrischen Segment geht die ST-Strecke in die T-Welle über. Das isolektrische ST-Segment kann insbesondere dann, wenn die QT-Intervalldauer relativ kurz ist (z. B. bei hohen Frequenzen), auch gänzlich fehlen. Für die Messung des Ausmaßes des Abweichung der ST-Strecke von der isoelektrischen Linie (ST-Streckensenkung oder -hebung) gilt der J-Punkt als Bezugspunkt. Für die Dauer der ST-Strecke gibt es keine Normalwerte.

Zu den Kennzeichen normaler ST-Strecken gehören: 

  • Verlauf innerhalb eines Bereichs von -0,05 mV und +0,1 mV parallel zur Nulllinie,
  • rechtspräkordial können Hebungen bis zu 0,2 bis 0,3 mV normal sein, sofern die T-Welle positiv ist  (siehe frühe Repolarisation).

ST-Streckensenkung

Es existieren zahlreiche Ursachen für Abweichungen der ST-Strecke vom normalen Erscheinungsbild. ST-Streckensenkungen, die in Zusammenhang mit einer Myokardischämie oder bei Hypokaliämie auftreten oder durch Medikamente bedingt sind, gehören zu den primäre ST-Streckenveränderungen. Eine ST-Streckensenkung kann auch im Zusammenhang mit Veränderungen der T-Welle auftreten (z. B. bei Hypertrophie) oder, als sekundäre ST-Streckenveränderung, bei ventrikulären Leitungsstörungen. 

EKG ST-Senkung Aszendierend

 

ST-Senkung mit aszendierendem Verlauf: bei raschem Ansteigen physiologisch (z. B. bei Sinustachykardie), bei verzögertem Ansteigen (ST-Senkung noch nach 80 ms nach dem Ende von QRS) bei belastungsinduzierter Myokardischämie; spiegelbildliche Veränderung bei ST-Hebungsinfarkt.

EKG ST-Senkung Horizontal

 

 

ST-Senkung mit horizontalem Verlauf: Myokardischämie, spiegelbildliche Veränderung bei ST-Hebungsinfarkt

EKG ST-Senkung Deszendierend

 

 

ST-Senkung mit deszendierendem Verlauf (präterminal negativ): Hypertrophie, bei vielen sekundären Erregungsrückbildungsstörungen (z. B. Schenkelblockierungen).

EKG ST-Senkung Muldenförmig Digitalis

 

 

ST-Senkung mit muldenförmigem Verlauf und biphasischem oder positivem T: Digitalis-Effekt.

ST-Streckenhebungen

Augeprägte ST-Streckenhebungen werden oft mit "bedrohlich" assoziiert. Dies ist richtig, da die häufigste Ursache ein akuter Myokardinfarkt ist. Neben dem Ausmaß der ST-Hebung sind die Weise des Verlaufs der ST-Strecke sowie das Verteilungsmuster in den unterschiedlichen Ableitungen wichtig.  

EKG ST-hebung konvex

 

 

ST-Hebung mit einem konvexen Verlauf der ST-Strecke:  frühe Repolarisation, Perikarditis.

EKG ST-Hebung konkav

 

 

ST-Hebung mit einem horizontalen oder konkaven Verlauf: akuter Myokardinfarkt.

Literatur