EKG-Veränderungen bei therapeutischer Hypothermie

Wiederholte EKG-Kontrollen (12-Kanal-EKG) gehören zur Routine bei der Überwachung von Patienten, die sich einer therapeutischen Hypothermiebehandlung unterziehen. 

EKG

Bei therapeutischer Hypothermie kommt es zu einer Bradykardie, zu einer Verlängerung des PQ-Intervalls, einer Verbreiterung des QRS-Komplexes und einer Zunahme der Dauer des QT/QTc-Intervalls. Letztere verhält sich umgekehrt proportional zur Temperatur. Vorhandene U-Wellen verschmelzen nicht selten mit der vorausgehenden T-Welle (TU-Verschmelzungswellen). Die Veränderungen bilden sich nach Wiederaufwärmung zurück. Betone J-Wellen, die in Zusammenhang mit einer Hypothermie auftreten, werden als Osborne-Wellen bezeichnet.

Abb.: EKG bei therapeutischer Hypothermie (33,9°, nach kardiopulmonaler Reanimation). Es zeigen sich T/U-Verschmelzungswellen (Pfeile), die in II und III positiv sind. In aVL ist die U-Welle negativ. Das QT/U-Intervall ist deutlich verlängert (ca. 600 ms). Die exakte Vermessung fällt schwer.Keine Osborne-Wellen. Niedervoltage. Herzfrequenz 70/min. Extremitätenableitungen. 25 mm/s. 

Arhythmien

Relativ häufig kommt es zu Bradykardien, akzelerierten ventrikulären Rhythmen und nicht-anhaltenden Kammertachykardien. Lebensbedrohliche Rhythmusstörungen sind selten (anhaltende Kammertachykardien, Kammerflimmern); eine Stabilisierung der myokardialen Zellmembran bei Hypothermie scheint hierbei eine Rolle zu spielen. Dies gilt dementsprechend auch für Arrhythmien vom Typ der Torsade de pointes, die ansonsten in Zusammenhang mit einer abnormen QT/QTc-Verlängerung gehäuft auftreten. 

Differenzialdiagnosen

Für die Verlängerung der Zeitintervalle kommen die typischen Ursachen (z. B. Medikamente, Elektrolytstörungen - insbesondere eine Hypokaliämie) in Frage. Osborne-Wellen finden sich auch (wenn auch meistens in geringerer Ausprägung) bei früher Repolarisation. 

Stellenwert des EKGs bei Hypothermie

Auf die Notwendigkeit von EKG-Kontrollen wurde bereits hingewiesen. Das QT/QTc-Intervall sollte besonders engmaschig überwacht werden, wenn gleichzeitig eine Therapie mit repolarisationsverlängernden Medikamenten (z. B. Amiodaron) erfolgt.  Das EKG ist kein Verfahren, das geeignet ist, die Wirksamkeit der Hypothermie zu überprüfen. 

Literatur