Torsade de Pointes

Bei Torsade de Pointes handelt es sich um polymorphe Kammertachykardie, die in Zusammenhang mit einer abnormen Verlängerung des frequenzkorrigierten QT-Intervalls auftritt.

 

Eine solche exzessive QT/QTc-Verlängerung kann

  • angeboren (z.B. langes QT-Syndrom) oder
  • erworben sein (z. B. in Zusammenhang mit einer schweren Bradykardie auftretend oder durch Medikamente bedingt).

WICHTIGER HINWEIS ZUR EKG-DIAGNOSTIK VON TORSADE DE POINTES!

Von Torsade de pointes sollte nur dann gesprochen werden, wenn zeitgleich eine abnorme QT/QTc-Verlängerung nachgewiesen werden kann. Die Dokumentation der typischen Morphologie allein (z. B. anhand eines 1-Kanal Rhythmusstreifens) reicht für die Diagnosestellung nicht aus.

Die Dauer des QTc-Intervalls übersteigt in dieser Situation meistens 500 ms. Bei sehr langsamer Herzfrequenz ist die absolute QT-Intervalldauer wichtig; sie kann bis zu 600 - 700 ms betragen. In nahezu allen Fällen liegt Sinusrhythmus vor. Torsades de Pointes terminieren meistens spontan, sie können aber auch in Kammerflimmern degenerieren und so zu einem plötzlichen Herztod führen.

EKG

Elektrokardiograpsch ergibt sich folgende Konstellation:

  • eine polymorphe Kammertachykardie mit kontinuierlich wechselnder QRS-Ache tritt in Zusammenhang mit
  • einer abnormen Verlängerung des frequenzkorrigierten QT-Intervalls (>500 ms) auf.

Wegen des kontinuierlichen Wechsels der QRS-Achse (zu- und dann wieder abnehmende R-Amplituden) wird die Torsade de Pointe im deutschen Sprachraum auch als "Spitzenumkehr-Tachykardie" bezeichnet. Torsade de Pointes treten nur bei Sinusrhythmus auf.

EGK Torsade de Pointes Extremitätenableitungen Spitzenumkehrtachykardie QT-Verlängerung

Abb.: Kammertachykardie  vom Typ Torsade de pointes. Charakteristisch ist die kontinuierliche Zu- und Abnahme der R-Amplituden. Die R-Zacken scheinen um die Nulllinie zu rotieren.

EGK-Monitorstreifen Torsade de Pointes QT-Verlängerung

Abb.: Abnorme QT/QTc-Verlängerung vor Auftreten und nach spontaner Terminierung einer Kammertachykardie vom Typ der Torsade de pointes. Somit ergibt sich die für Torsade de pointes typische Kombination aus charakteristischer Arrhythmiemorphologie und abnormer Repolarisation.

Langzeit-EGK Torsade de Pointes QT-Verlängerung

Abb.: Rezidivierende Episoden von Torsade de pointes (Monitordokumentation). 82-jähriger Patient. Die Rhythmusstörungen traten in Zusammenhang mit einer abnormen (exzessiven) QT/QTc-Verlängerung bei Serum-Hypokaliämie und Bradykardie auf.

Differenzialdiagnosen

Bei morphologisch ähnlichen Kammertachykardien, aber normalem QTc-Intervall, wird von polymorphen Kammertachykardien gesprochen. Die Abgrenzung gegenüber Kammerflimmern ergibt sich dadurch, dass bei Kammerflimmern, im Gegensatz zu Torsade de Pointes, einzelne Herzaktionen nicht mehr abgrenzbar sind. Darüber hinaus terminiert Kammerflimmern nicht spontan.

Literatur