Myokardinfarkt bei Schenkelblockierung

Schenkelbockierungen können die EKG-Diagnostik bei einem akuten Myokardinfarkt in ganz unterschiedlicher Weise beeinflussen. Bei Linksschenkelblock ist die Diagnosestellung zwar erschwert, meistens finden sich aber auch hier mehr oder weniger deutliche ST-Abweichungen, die die Diagnose erhärten (siehe unten). Ältere Daten belegen die Sinnhaftigkeit eine Reperfusionstherapie bei Linksschenkelblock und Verdacht klinischem auf Myokardinfarkt. Allerdings haben die meisten Patienten mit einem Linksschenkelblock, die in der Notaufnahme evaluiert werden, keinen akuten Koronarverschluss und bedürfen daher auch keiner primären perkutanen Koronarintervention.

Myokardinfarkt mit Linksschenkelblock

Nach Sgarbossa sprechen für einen akuten Myokardinfarkt bei Linksschenkelblock:

  • eine konkordante ST Hebung um mindestens 1mm (0,1 mV) (5 Punkte)
  • eine konkordante ST-Senkung um mindestens 1 mm (0,1 mV) in V1-V3 (3 Punkte) und
  • eine exzessive diskordante ST-Hebung > 5 mm (0,5 mV) (2 Punkte).

Bei mindestens 3 Punkten beträgt die Sensitivität über 90% Beim letzten Kriterium (exzessive diskordante ST-Hebung) wurde eine Korrektur vorgeschlagen. Der Quotient aus der vorhandenen ST-Senkung bzw. -Hebung und der Amplitude der dominierenden R-Zacke bzw. der dominierenden S-Zacke sollte 0,25 übersteigen.

Die nachfolgende Abbildung erklärt das Vorgenen bei der Diagnostik eines Myokardinfarktes bei Linksschenkelblock.

Konkordante ST-Hebung (links) und konkordante ST-Senkung (rechts). Die Veränderungen der ST-Strecke gehen in dieselbe Richtung, wie der Hauptausschlag des QRS-Komplexes. Als positiv gilt eine ST-Hebung oder - Senkung um mindestens 1 mm (0,1 mV).


Exzessive diskordante ST-Senkung und exzessive diskordante ST-Senkung. Die Veränderungen der ST-Strecke verhalten sich umgekehrt wie die Richtung des Hautausschlags des QRS-Komplexes. Als positiv gilt eine ST-Senkung bzw. -Hebung um mindestens 5 mm (0,5 mV). Im Beispiel links findet sich eine eine ST-Senkung um 3,5 mm und eine R-Amplitude von 10 mm. Der Quotient beträgt 0,35 (3,5/10).


Myokardinfarkt mit Rechtsschenkelblock

Bei einem Rechtsschenkelblock ist die Infarktdiagnostik so gut wie nicht beeinträchtigt. ST-Hebungen können in V1 und V2 geringer ausgeprägt sein. Ein neuer Rechtsschenkelblock oder bifaszikulärer Block kann bei einem proximalen Verschluss des RIVA auftreten.

EKG Akuter Vorderwandinfarkt Rechtsschenkelblock.

Abb.: Akuter Vorderwandinfarkt bei Rechtsschenkelblock. Die charakteristischen ST-Hebungen in den Ableitungen I und V2 bis V5 sind einfach zu indentifizieren. Bei einem normalen Rechtsschenkelblock sind die ST-Strecken normal. Die Ischämie- und Infarktdiagnostik ist nicht wesentlich beeinträchtigt. 

Literatur