EKG-Amplituden und -Zeitintervalle bei Kindern und Jugendlichen

Hinsichtlich der Amplituden von Q und R ergeben sich Besonderheiten bei Kindern und Jugendlichen. Die Dauer von QT/QTc ist normal (wie bei Erwachsenen) - Probleme bereitet aber nicht selten die Frequenzkorrektur des gemessenen QT-Intervalldauer (siehe unten).  

PQ-Intervall und QRS-Dauer

Die Dauer des PQ-Intervalls ist abhängig von der Herzfrequenz und vom Lebensalter: Je höher die Herzfrequenz, desto kürzer ist das PQ-Intervall; je älter das Kind, desto länger die ist die PQ-Dauer. Auch die Dauer des QRS-Komplexes ist altersabhängig und steigt mit zunehmen Alter an.

Tabelle: PQ-Intervall und QRS-Dauer bei Säuglingen in Abhängigkeit vom Lebensalter.

Alter 0-1 Tage 1-3 Tage 3-7 Tage 7-30 Tage 1-3 Monate 3-6 Monate 6-12 Monate
PQ-Intervall in V2 (ms) 80–160 (107) 80–140 (108)  70–150 (102) 70–140 (100)  70–130 (98)   70–150 (105) 70–160 (106) 
QRS-Dauer in V2 (ms)  20–70 (50) 30–70 (60)  20–70 (50)   20–80 (50) 20–80 (50)  20–80 (50) 30–80 (50) 

2. und 98. Perzentile, Mittelwerte (in Klammern). Nach Davignon et al. 1979.

Tabelle: PQ-Intervall und QRS-Dauer bei Kindern in Abhängigkeit vom Lebensalter.

Alter (Jahre) 1-3 3-5 5-8 8-12 12-16
PQ-Intervall in V2 (ms) 80–150 (113) 80–160 (119) 90–160 (123) 90–170 (128) 90–180 (135)
QRS-Dauer in V2 (ms) 30–80 (60) 30–70 (60) 30–80 (60) 40–90 (60) 40–90 (70)

2. und 98. Perzentile, Mittelwerte (in Klammern). Nach Davignon et al. 1979.

Amplituden von Q und R im Kindesalter

Die nachfolgenden Tabellen führen Normalbereich für die Amplituden von Q und R auf. Der Amplitude von R-Zacken kommt insbesondere bei der Hypertrophiediagnostik eine wichtige Bedeutung zu. Anders als bei Erwachsenen-EKG, ist der z. B. der Sokolow-Lyon-Index im Kindesalter nicht verwertbar. Bei Kindern gelten altersabhängige Normwerte.

Tabelle: Q-Amplituden (Mittelwert und 98. Perzentile) in den Ableitungen III und V6 im Säuglings- und Kindesalter. Nach Rijnbeek et al. 2001 und nach Davignon et al. 1979.

  Rijnbeck et al. 2001 Davignon et al. 1979
Ableitung III (mV) V6 (mV) III (mV) V6 (mV)
 0–1 Monate 0.15 (0.26) 0.11 (0.22)  –
1–3 Monate 0.29 (0.50) 0.16 (0.31) 0.12 (0.55) 0.03 (0.26)
6-12 Monate 0.35 (0.79) 0.20(0.60) 0.17 (0.6) 0.04 (0.3)
1-3 Jahre 0.30 (0.74) 0.20 (0.56) 0.13 (0.52) 0.05 (0.3)
3-5 Jahre 0.19 (0.46) 0.15 (0.42) 0.09 (0.40) 0.07 (0.33)
5-8 Jahre 0.15 (0.36) 0.12 (0.39) 0.09 (0.31) 0.07 (0.45)
8-12 Jahre 0.10 (0.28) 0.12 (0.43) 0.05 (0.28) 0.06 (0.28)
12-16 Jahre 0.10 (0.29) 0.11 (0.43) 0.04 (0.3) 0.04 (0.28)

Tabelle: R-Amplituden (Mittelwert und 98. Perzentile) in den Ableitungen III und V6 im Säuglings- und Kindesalter. Nach Rijnbeek et al. 2001 und nach Davignon et al. 1979.

  Rijnbeck et al. 2001 Davignon et al. 1979
Ableitung V1 (mV) V6 (mV) V1 (mV) V6 (mV)
 0–1 Monate

1.0 (1.78)

1.1 (2.05) - -
1–3 Monate 1.23 (2.07) 1.55 (2.23) 0.9 (1.8) 1.2 (2.15)
3-6 Monate 1.32 (2.20) 1.65 (2.73) 1.0 (1.8) 1.3 (2.25)
6-12 Monate 1.12 (2.14) 1.7 (2.79) 0.9 (2.0) 1.25 (2.25)
1-3 Jahre 1.08 (2.11) 1.79 (2.96) 0.85 (1.75) 1.3 (2.25)
3-5 Jahre 0.95 (1.78) 1.98 (3.14) 0.8 (1,75) 1.5 (2.5)
5-8 Jahre 0.63 (1.48) 1.97 (2.98) 0.7 (1.4) 1.65 (2.8)
8-12 Jahre 0.54 (1.14) 2.18 (3,24) 0.5 (1.25) 1.6 (2.5)
12-16 Jahre 0.48 (1.18)

 2.02 (3.05)

0.4 (1.0) 1.5 (2.3)

QT/QTc-Intervall

In der ersten Lebenswoche gilt eine frequenzkorrigiert QT-Zeit (QTc) von bis zu 470 ms als normal. Als Normwerte im Alter von 1 bis 15 Jahren gelten:

  • normal: < 440 ms
  • grenzwertig: 440 bis 460 ms
  • verlängert: > 460 ms.

Bezüglich der Frequenzkorrektur der T-Welle sei auf das entsprechende Kapitel verwiesen. Aufgrund relativ hoher Herzfrequenzen bei Kindern resultieren bei einer Frequenzkorrektur nicht selten falsch lange QTc-Werte. Die herkömmlichen Formeln (insbesondere die Formel nach Bazzet) sind streng genommen nur für einen Frequenzbereich von ca. 60 – 80/min gültig. Auch bei Anwendung der Formen nach Fridericia kann dieser Effekt auftreten. Eine besondere Rolle spielt dieser Aspekt bei der Diagnostik des langen QT-Syndroms im Kindesalter – es kann zu Fehldiagnosen kommen.

Literatur