Arrhythmien vortäuschende Artefakte

Artefakte können das Vorliegen einer Arrhythmie vortäuschen. Folgende Fälle können unterschieden werden:

Bradykardien vortäuschende EKG-Artefakte

Vortäuschung von Bradykardien

Als Ursache kommen in erster Linie abrupte und heftige Bewegungen des Patienten in Frage. Das Erkennen der resultierenden Artefakte ist insbesondere dann einfach, wenn die Nulllinie aus dem Registrierbereich wandert bzw. an dessen oberen oder unteren Ende anstößt. Hierdurch werden die Geräte-internen die Herzfrequenz bestimmenden Algorithmen gestört. 

Tachykarde Rhythmusstörungen vortäuschende Artefakte

Artefakte können Breitkomplex-Tachykardien vortäuschen. Ursächlich liegen auch hier meistens Bewegungen des Patienten zu Grunde. Folgende Aspekte identifizieren ein solches Artefakt:

  • der Grundrhythmus ist trotz Artefaktes nachweisbar (zum Teil allerdings oft nur rudimentär, im Verlauf des Artefakts nachweisen)
  • nicht-physiologischer Beginn und/oder nicht-physiologisches Ende der "Episode(n)"
  • häufig stark schwankende Frequenz, zum Teil exzessiv hohe Frequenz.

Abb.: Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass eine Kammertachykardie vorliegt (linksseitige Aktionen), die mittels eines elektrischen Schocks terminiert wird.  Die genaue Betrachtung zeigt aber einen stabilen Rhythmus (VVI-Stimulation) in  Abl. III, so dass letztendlich Artefakte vorliegen.

Abb.: Der Befund (links oben) lautet: "eine VT über 4 Schläge und eine mit 5 Schlägen". Tatsächlich handelt es sich aber um Artefakte. Einzelne Aktionen des tatsächlichen Rhythmus sind mit einem Stern markiert. Es fehlen die kompensatorischen Pausen nach sehr hochfrequenten, vermeintlich ventrikulären Aktionen. 

Abb.: Es handelt sich nicht, wie auf dem Ausdruck angegeben, um eine nicht-anhaltende Kammertachykardie (10 Schläge, 137 Schläge/min), sondern um ein Artefakt (vermutlich durch Bewegung). Die durchwandernden QRS-Komplexe des Grundrhythmus wurden markiert. 

Abb.: Der interne Algorithmus des Langzeit-EKGs definiert die Episode als "Salve" - tatsächlich handelt es sich um ein Artefakt, vermutlich durch Bewegung. Dass normale QRS-Komplexe durchwandern (Pfeile), ist zumindest beim zweiten, dritten und vierten QRS-Komplex gut nachvollziehbar,  danach sind die normalen QRS-Komplexe nicht mehr eindeutig abzugrenzen.  

Abb.: Zwei vom Langzeit-EKG-Gerät als "VT" definierte Episoden. Die vom Artefakt überlagerten normalen QRS-Komplexe sind mit einem Pfeil markiert.  Hilfreich ist, den normalen Grundrhythmus mittels Markierung einzuzeichnen, um dann - in einem zweiten Schritt - in den unterschiedlichen Ableitungen nach Hinweisen auf "normale" QRS-Komplexe zu suchen. Artefakte kommen meistens nicht aus "heiterem Himmel" - die Grundlinie ist insgesamt durch Artefakte geringerer Ausprägung verändert. 

Vorhofflattern/-flimmern vortäuschende Artefakte

Vorhofflattern/-flimmern vortäuschende Artefakte entstehen in erster Linie durch Bewegung des Patienten. Auch bei einem Tremor (z. B. bei Morbus Parkinson)  finden sich nicht selten grobe, zackenähnliche Abweichungen der Grundlinie, die mit groben Vorhofflimmern oder mit Vorhofflattern verwechselt werden können.

Abb.: 12-Kanal-EKG mit den Extremitätenableitungen (links) und Brustwandableitungen (rechts). In den Extremitätenableitungen finden sich Schwankungen der Grundlinie, die Vorhofaktionen ähneln (Anklicken vergrößert die Abbildung). Der Verdacht auf das Vorliegen von Vorhofflattern bzw. grobem Vorhofflimmern könnte sich ergeben. Die RR-Abstände sind hierfür allerdings ungewöhnlich regelmäßig. In den Brustwandableitungen zeigt sich eindeutig ein Sinusrhythmus.  

Abb.: Vortäuschung von "grobem Vorhofflimmern" bzw. von Vorhofflattern bei einem Patienten mit einem Tremor bei Morbus Parkinson. Gegen eine Arrhythmie sprechen auch die regelmäßigen RR-Abstände. 

Literatur